Wie alles begann...
Meine Morgan- Geschichte beginnt 1988 mit einem einjährigen Aufenthalt in den USA im Zuge eines Schüleraustausches. Ich hatte, da ich schon seit meinem achten Lebensjahr reite und zu Hause ein
Isländer-Pony besaß, angegeben, dass ich auch in Amerika gerne mit Pferden zu tun hätte. Als ich dann auf der Glamorgan Farm von Bred und Janet Starr in Syracuse, New York ankam, wähnte ich mich
im „Pferdehimmel“. Die Starrs züchteten schwedische Warmblüter und eben auch Morgan Horses. Damien war zu diesem Zeitpunkt ein Fohlen von zweieinhalb Monaten und irgendwie hatte er im Laufe
meines Aufenthaltes beschlossen, dass er mein Pferd sei. Morgens ging ich also zur Schule und nachmittags hatte ich die Möglichkeit, mich um die Pferde zu kümmern. Es stand mir völlig frei,
welches Pferd ich reiten wollte, auch die wirklich Wertvollen waren keinesfalls tabu für mich. Bred, der selbst einige Zeit an der Wiener Hofreitschule verbracht hatte und ein Schüler Nuno
Olivieras war, gab mir regelmäßigen Unterricht. Neben der englischen Dressur bis St. Georg Niveau und dem vierspännigen Fahren, waren einige der älteren Morgans noch in der Westernreitweise
ausgebildet, so dass ich mein Repertoire des Reitens wirklich erheblich erweitern konnte.
Neben dem Reiten gehörte es aber auch zu meinem Aufgabengebiet, mich um die jungen Pferde zu kümmern. Damien war von Anfang an etwas Besonderes; egal, welche Aufgabe er zu bewältigen hatte (
putzen, führen, Schmiedbesuch, etc.), er stellte sich bei jedem so lange stur, bis ich endlich kam und die Sache in die Hand nahm. So klein wie er damals war... Damien wußte genau für wen er
arbeiten wollte und für wen eben nicht. Kamen Kaufinteressenten, wurde mir die Verantwortung eines Verkaufsgespräches bezüglich Damien übertragen. Obwohl Janet und Bred zum Teil Unsummen für
Damien geboten wurden, lehnte ich natürlich alle Kaufgesuche ab, war mir der Kleine doch mittlerweile ans Herz gewachsen. So ergab es sich dann, dass Damien am Ende meines Jahres mit mir nach
Deutschland kam, zum Einen, weil die Starrs der Ansicht waren, dass er die Morgans hierzulande ausgezeichnet repräsentieren würde, zum Anderen, weil er es ja sowieso schon beschlossen hatte. Er
sollte sozusagen das Aushängeschild der deutschen Morganzucht werden und ich habe mich all die Jahre stets bemüht, das Anliegen der Starrs umzusetzen. Meinen Isländer konnte ich an das Mädchen
verkaufen, dass sich die ganze Zeit um ihn gekümmert hatte, so dass auch der Platz im Stall wieder frei war. Die ersten zwei Jahre verbrachte Damien dann seine Sommer in einer Hengstherde etwas
weiter von mir entfernt und den Winter bei uns im Stall, wo ich schon einmal langsam begann, mit ihm zu arbeiten. Mit zweieinhalb Jahren wurde Damien schließlich in Aachen gekört und war somit
der allererste gekörte Morgan-Hengst in Deutschland.
Als Damien dann drei Jahre alt war, begann ich ihn schonend einzureiten, stellte ihn allerdings den Sommer über noch einmal auf die Weide, um ihn mit ca. dreieinhalb dann endgültig zu arbeiten.
Mit vier Jahren ging er zur Leistungsprüfung in Schleswig-Holstein, wo er sich in den Disziplinen Dressur, Springen, Abteilungsdressur und Freilaufen überzeugte und der erste gekörte und
leistungsgeprüfte Morgan-Hengst Deutschlands wurde.
Anschließend bildete ich Damien in der Westernreitweise aus und nahm erfolgreich an zahlreichen Trail-, Cutting- und Reiningprüfungen teil. Als Damien ca. neun Jahre alt war, fing ich an, ihn für
Distanzritte zu trainieren, bei denen er auf Entfernungen bis 80km kaum zu schlagen war. Zwischenzeitlich ritt ich ihn in einer spanischen Showgruppe, mit einem Damensattel oder einer Garrocha
auf Messen und Vorführungen.
Dann lernte ich Bent Branderup kennen, der zu diesem Zeitpunkt noch auf Gut Hellerholz wohnte. Ab da bildete ich Damien nach Bents Lehren aus und inzwischen geht er sowohl unter dem Sattel, als
auch an der Hand bis zur Levade und Terre a`Terre. Doppellonge, Langer Zügel, Seitengänge, Passage, Piaffe, Fliegende Wechsel, spanischer Schritt oder spanischer Trab sind kein Problem für
Damien. Er piaffiert sogar auf Zuruf ohne Halfter oder Strick und zeigt auf die gleiche Weise eine Levade, ohne dass ich irgendwelche Ausrüstung wie Gerte oder Zäumung brauche. Er wurde außerdem
von mir einspännig gefahren und ich glaube, die Vielseitigkeit des Morgan, der Arbeitswille und die Intelligenz, die dieser Rasse zu eigen ist, wurde bei ihm optimal genutzt und gefördert.
Damien hat mir auch in meiner Tätigkeit als Reitlehrerin und Trainerin immer wieder gute Dienste erwiesen, war er doch stets ein optimales Lehrpferd, das zeigte, an welcher Stelle es beim Schüler
noch haperte, wobei ebenso kleine Kinder die ersten Reitstunden auf ihm erleben konnte. Die Ausbildung von Damien korrespondierte all die Jahre zu meiner Eigenen. So wie ich ihn immer weiter in
der Skala der Ausbildung führte, zeigte er mir stets neue Wege und Denkansätze. Ohne ihn wäre ich heute nicht das, was ich bin
Schon von Anfang an stand für mich fest, dass Damien nicht nur zum Reiten, sondern auch zur Zucht eingesetzt werden sollte und so bemühte ich mich, als er fünf Jahre alt war um eine geeignete
Stute. Eigentlich fragte jemand bei uns an, ob wir ihm nicht bei der Suche nach einem Importpferd behilflich sein könnten und was lag da näher, als auf der Farm zu suchen, deren Pferde ich
persönlich kannte. Wir wurden auf Glamorgan Faline aufmerksam, eine Fuchsstute mit hellem Behang, die damals während meiner Nachtwachen geboren wurde. Nachdem unser Interessent dann schließlich
woanders fündig wurde, importierten wir Faline für Damien. Die Anpaarung hat sich vielfach bewährt: aus dieser Kreuzung entstammen 9 Fohlen, unter anderem die zwei gekörten und leistungsgeprüften
Hengste Glenmorgan Nyx Surprise und Glenmorgan Leroy Brown.
Faline starb 2005 viel zu früh an den Folgen einer Geburt mit nur 16 Jahren.
Sie hat in unseren Herzen eine große Lücke hinterlassen.
Doch das ist eine andere Geschichte.